Einbruch der Baugesuche – Schutz oder Bremsklotz für den Wohnungsbau?

Februar 2025 - Autor: smartconext AG

Seit der Einführung der Wohnschutzverordnung in Basel-Stadt im Mai 2022 sind die Baugesuche für Mietwohnungen drastisch zurückgegangen. Die Absicht hinter der Verordnung war klar: Bestehenden Wohnraum schützen und bezahlbare Mieten sichern. Doch aktuelle Zahlen zeigen eine Entwicklung, die viele Experten besorgt: Der Wohnungsbau kommt nahezu zum Stillstand, während Sanierungen und Neubauten ausbleiben.

Einbruch der Baugesuche um 95 %

Laut einer Analyse der baselstädtischen Regierung ist die Anzahl der geplanten Wohneinheiten von 1'074 im Jahr 2018 auf nur noch 67 im Jahr 2023 gesunken – ein Rückgang von 95%. Dies steht in starkem Kontrast zu anderen Schweizer Städten, die trotz steigender Baukosten und Zinssätze nicht annähernd so drastische Rückgänge verzeichnen.

Die Verordnung beschränkt u. a. die Höhe der Mieterhöhungen nach Sanierungen und Neubauten und unterstellt Umwandlungen in Stockwerkeigentum einer Bewilligungspflicht. Dies soll Mieter schützen, führt jedoch dazu, dass Investitionen in bestehende Liegenschaften zunehmend ausbleiben.

Statistische Auswertungen bestätigen den Trend

Die statistischen Analysen von smartconext bestätigen diesen Negativtrend. smartconext wertet kontinuierlich Daten zur Bautätigkeit in der gesamten Schweiz aus. Dabei zeigt sich, dass Basel-Stadt im Vergleich zu anderen Städten einen besonders starken Einbruch bei Baugesuchen und Sanierungen verzeichnet. Die Daten belegen, dass sich viele Investoren durch die verschärften regulatorischen Bedingungen zurückziehen. Im Gegensatz dazu bleiben andere Kantone mit flexibleren Bauvorschriften deutlich aktiver im Wohnungsbau.

Ein Dilemma für die Nachhaltigkeit

Eine der grössten Herausforderungen ist der Zielkonflikt zwischen Wohnschutz und Klimaschutz. Die Studie zeigt, dass weniger Totalsanierungen durchgeführt werden, wodurch auch energetische Modernisierungen ausbleiben. "Energetische Sanierungen erfolgen meist im Rahmen von Totalsanierungen. Dadurch besteht ein Zielkonflikt zwischen den Verfassungsbestimmungen des Wohnraumschutzes und des Klimaschutzes (Netto-Null-Ziel 2037)", heisst es in der Medienmitteilung des Präsidialdepartements Basel-Stadt vom 15. August 2024.

Während einerseits der CO₂-Ausstoss im Gebäudesektor gesenkt werden soll, erschweren die Mietzinsregulierungen notwendige Investitionen in energieeffiziente Gebäude.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Die restriktiven Vorgaben der Wohnschutzverordnung haben Basel-Stadt in eine Sackgasse geführt. Während die Absicht, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten, grundsätzlich sinnvoll ist, zeigen die ersten Jahre nach der Einführung der Verordnung, dass das Gegenteil eintritt:

  • Weniger Bauprojekte → Sinkendes Wohnangebot → Steigende Mieten für neue Wohnungen
  • Weniger Sanierungen → Verzögerung der energetischen Modernisierung → Höhere Energiekosten für Mieter

Laut der Studie könnte Basel-Stadt in den kommenden Jahren vor einer grossen Herausforderung stehen: Der Wohnungsmarkt wird zunehmend unflexibel, und Wohnungssuchende haben es schwer, passenden Wohnraum zu finden.

Braucht es Anpassungen?

Die politische Debatte über den Wohnschutz wird intensiver. Erste Parteien fordern bereits eine Anpassung der Verordnung, um Investitionen wieder attraktiver zu machen. Die Frage bleibt: Wie kann man Mieterschutz gewährleisten, ohne den Wohnungsbau vollständig auszubremsen?

Basel-Stadt steht damit vor einem Balanceakt – zwischen sozialem Wohnschutz, wirtschaftlicher Realität und den ambitionierten Klimazielen der Schweiz.

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