Juli 2020 - Autor: smartconext AG – Fotos: Jungfraubahnen jungfrau.ch
Der Bau der V-Bahn in den Schweizer Bergen dürfte wohl eines der gigantischsten Bauprojekte in den Alpen darstellen. 147 Millionen Schweizer Franken ist das Gesamtprojekt schwer. Da liegt die Vermutung nahe, dass neben der Tourismusbranche auch das Baugewerbe in hohem Masse von der Umsetzung eines solchen Prestigebauprojektes profitiert. Doch hier gilt es, genauer hinzuschauen, denn besonders derartige Grossprojekte bergen häufig auch gewisse Risiken für alle Beteiligten.
Vom ursprünglichen Baugesuch bis zur endgültigen Baubewilligung hat es einige Jahre gedauert, bis dann endlich im Juli 2018 mit dem Bau der V-Bahn begonnen werden konnte. Die Fertigstellung dieses 147-Millionen-Bauprojektes ist für Dezember 2020 geplant. Dann gelangen die Passagiere vom neu erbauten Terminal Grindelwald mit der modernen 3S-Bahn zum Eigergletscher oder mit der neuen 10er-Gondelbahn zum Männlichen. Die beliebten Skigebiete sind somit schneller erreichbar und die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sorgt für weniger Verkehrsaufkommen in den Bergen.
Die Baubewilligung wurde erst Jahre nach dem ersten Baugesuch erteilt, da einige Anwohner und Institutionen Einspruch eingelegt hatten. Erst nachdem die Bauplanung dahingehend geändert wurde, dass der Eingriff in die Natur auf ein mögliches Minimum beschränkt wurde, erhielten die Bauherren die Genehmigung ihres Baugesuchs. Ein Prozess, der sehr häufig bei Bauprojekten dieser Art und Grösse vorkommt.
Der Bau der V-Bahn hat den Handwerks- und Baubetrieben in der Region Aufträge im Wert von über 100 Millionen Schweizer Franken beschert. Meistens profitieren von solchen Prestigeprojekte grössere Firmen, die bereits ab Vorliegen des Baugesuchs, sich auf ein solches Bauvorhaben optimal vorbereiten können. Sie verfügen über die technische Ausstattung wie BIM (Building Information Modelling), um aussagekräftige 3D-Modelle zu erstellen, und sind ausserdem in der Lage, ein solches Bauvorhaben auch personell zu stemmen.
Für kleinere Handwerks- oder Lieferantenbetriebe stellen solche Bauprojekte häufig ein grösseres Risiko dar. Aufgrund ihrer dünneren Personaldecke müssen die kleinen Unternehmen genauer planen, wie ihre Beteiligung an einem Grossprojekt exakt aussehen könnte, bevor sie sich bewerben. Allein das Vorliegen eines Baugesuchs reicht hierfür nicht aus. Kleinere Unternehmen müssen die endgültige Baubewilligung abwarten, um kein unnötiges finanzielles Risiko einzugehen.
Grundsätzlich bietet ein lukratives Bauprojekt wie die V-Bahn allen beteiligten Bau- und Handwerksbetrieben eine Menge Vorteile. Solche Aufträge sind gut dotiert und stellen eine hervorragende Referenz für spätere Projekte dar. Ausserdem dienen solche Bauprojekte als Grundlage für ein gut funktionierendes Netzwerk der Betriebe untereinander. Wer über moderne Technologie verfügt und auch im Bereich der Digitalisierung im Bauwesen gut aufgestellt ist, wird sicherlich von einem Projekt dieser Grösse profitieren. Doch letztendlich können auch solche Prestigeprojekte scheitern oder sich erheblich verzögern, wie der Bau des neuen Berliner Flughafens zeigt. Wer jedoch über gut ausgebildetes Personal, ein funktionierendes Netzwerk und die neuesten Betriebsmittel verfügt, wird auf jeden Fall von einem Prestigeobjekt in der Grössenordnung der V-Bahn profitieren. Ein erfolgreiches Grossprojekt ist die beste Werbung für einen Fachbetrieb und wird in der Zukunft neue Aufträge bringen.
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